Nachbericht zur 1. digitalen Fachkräftewoche
Weg mit der klassischen Rollenverteilung
Im Mittelpunkt der 1. digitalen Fachkräftewoche vom 9.-12. März standen die Fachkräftesicherung und Geschlechtergerechtigkeit. Projektleiterin Anke Erhardt zeigte sich rundum zufrieden über die in Zusammenarbeit mit den Kompetenzzentren Niederrhein, Region Aachen und Düsseldorf/Kreis Mettmann organisierten Online-Veranstaltungen: „Mit rund 500 TeilnehmerInnen in zehn Workshops war die Fachkräftewoche ein voller Erfolg.“
Die deutsche Wirtschaft, noch weit entfernt von der Gleichstellung von Frauen und Männern, bedarf deutlicher Signale aus Politik und Gesellschaft für einen Kurswechsel, um die Chancen zu erkennen, und zu nutzen, die Frauen als größtes Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung bieten.
Sibylle Stippler vom Institut der deutschen Wirtschaft appellierte an die Unternehmen, attraktive Arbeitgeber zu sein und gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Man müsse weg von der Philosophie „Das haben wir immer schon so gemacht“. In der Coronakrise wurden Vorbehalte gegen Homeoffice abgelegt, dies gelte es nun in die Normalität zu integrieren. Mit Blick auf die Geschlechtergerechtigkeit mahnte Prof. Dr. Jutta Rump (Institut für Beschäftigung und Employability) allerdings Veränderung als Normalzustand an: „Die drei Ks der 50er Jahre mit Kinder, Küche, Kirche dürfen nicht zu den drei Hs werden mit Home-Schooling, Haushalt, Home-Office.“
Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer, Deutschland-Botschafter der UN Women Kampagne „HeForShe“ setzen sich für Geschlechtergerechtigkeit ein: Frauen arbeiten mehr unbezahlt, werden Opfer von Geschlechtergewalt, erleben Benachteiligung bei Karriere und Entlohnung – es sei Zeit für einen Perspektivwechsel: „Vereinbarkeit ist Teamwork, und es braucht den gemeinsamen Einsatz von Frauen und modern denkenden Männern.“
Die Strategie, die Prof. Dr. Monika Eigenstetter von der Hochschule Niederrhein entwirft, um langfristig mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, lautet zusammengefasst „30 Stunden – das neue Vollzeit“. Sensibilisierung helfe wenig – das Verhalten müsse sich ändern, die Arbeit an den Strukturen sei wichtig, auch um einer Rückkehr zu zentralistischen Führungsstrukturen in der Coronakrise vorzubeugen.
Prof. Dr. Alexander Cisik (Hochschule Niederrhein) machte deutlich, dass eine gute Unternehmenskultur die Erwartungen der Beschäftigten trifft. Bei Veränderungsprozessen haben die Führungskräfte eine Vorbildrolle, um die Anstrengungen aller authentisch zu unterstützen.
„Sie haben eine hochkarätige und innovative Fachkräftewoche organisiert“, lautete das einhellige Feedback aus dem Teilnehmerkreis. „Die gute Resonanz zeigt, dass wir mit den Themen den Puls der Zeit getroffen haben“, sagt Anke Erhardt. Ihr Fazit: „Wenn zunehmend von Frauen und Männern flexibel und ohne stereotype Rollenverteilung und den damit verbundenen Vorurteilen gedacht wird, kommen wir dem einheitlichen Ziel Fachkräftesicherung ein ganzes Stück näher.“